Zielkonflikte erkennen und durch Untersuchungen lösen
Aufgrund der teilweise gegenläufigen Ziele – beispielsweise viel Tageslicht in die Räume zu holen, ohne dass diese im Sommer überhitzen – sind Konzepte und Variantenuntersuchungen zu verschiedenen Themenbereichen geeignete Instrumente. Die Instrumente des nachhaltigen Bauens wirken ganz besonders darauf hin, dass Zielkonflikte in der Planung rechtzeitig erkannt und gelöst werden.
Erst die Betrachtung über den Lebenszyklus kann Aufschluss über die tatsächlichen Qualitäten von Bauwerken geben, da diese üblicherweise für sehr lange Zeiträume genutzt werden. Der Lebenszyklus eines Gebäudes setzt sich aus den Phasen Planung, Errichtung, Nutzung einschließlich Instandhaltung, Modernisierung sowie Rückbau, Verwertung und Entsorgung zusammen. Diese Lebensphasen müssen im Hinblick auf die unterschiedlichen Nachhaltigkeitsaspekte analysiert und in ihrem Zusammenwirken optimiert werden. Dies kann durch Berechnungen zu einzelnen Bauteilen, aber auch für das gesamte Gebäude durchgeführt werden.
Grafiken: Lebenszyklus Gebäude und Baustoffe, Quelle: Öko-Zentrum NRW
Zukunftsfähiges und nachhaltiges Bauen und Betreiben setzt eine ganzheitliche und integrale Planung voraus. Bereits in der frühen Planungsphase werden die Weichen für die spätere Nachhaltigkeitsqualität eines Gebäudes gestellt. Daher gilt es, die Aspekte der Nachhaltigkeit in allen Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsprozessen entsprechend zu berücksichtigen, um die Gebäudequalitäten aufrecht zu erhalten und zu verbessern.
Ganzheitliche Planung bedeutet, eine Vielzahl von Einzelaspekten aus den jeweiligen Lebenszyklusphasen hinsichtlich vorhandener Abhängigkeiten oder Wechselwirkungen zu berücksichtigen. Dazu sollten Planer aus verschiedenen Fachrichtungen vom Beginn der Bauprojekte an beauftragt werden und zusammenarbeiten, um harmonisierte Teilkonzepte zu erstellen.
Ablauf und Koordinierung des Nachhaltigen Bauens
Das Ziel der Bewertung von Baumaßnahmen anhand von Nachhaltigkeitskriterien ist es, eine möglichst optimale Lösung unter Berücksichtigung aller Dimensionen des nachhaltigen Bauens zu erreichen. Zu Projektbeginn müssen dazu bei allen Bauvorhaben von Nutzern und Bauherren die Ziele zu den einzelnen Nachhaltigkeitsaspekten festgelegt werden, die das Gebäude erreichen soll. Während der Planung kann durch Konzepte und Variantenuntersuchungen das geeignete Vorgehen für das Bauwerk ermittelt werden. Bis zur Fertigstellung wird die Erreichung der Ziele regelmäßig überprüft und kann dann auch über eine Gebäudezertifizierung nachgewiesen werden.
Für die Umsetzung der Anforderungen des Leitfadens und des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) sind im Bundesbau Nachhaltigkeitskoordinatoren tätig, die – vergleichbar zu Auditoren bei anderen Zertifizierungssystemen – die Qualitätsvorgaben für zukunftsfähige Gebäude begleiten. Konformitätsprüfungsstellen überprüfen die Einhaltung der Nachhaltigkeitsanforderungen und vergeben auch Zertifikate als Auszeichnung für Bundesbaumaßnahmen. Für die Nachhaltigkeitskoordinierung ist eine entsprechende Qualifizierung erforderlich.
Für andere öffentliche und private Bauherren besteht die Möglichkeit, bei vom Bundesbauministerium anerkannten Systembetreibern / Zertifizierungsstellen eine Gebäudezertifizierung nach BNB durchführen zu lassen.
Grundsätzlicher Ablauf Bewertungsprozess mit BNB
Schema zum grundlegenden Ablauf bei der Anwendung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB)